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Vierzeiler dort aber nicht so einfach erkennbar, wenn auch eine sexuelle Thematik dort weiterhin deutlicher Inhalt ist.

Eisslers Interpretationsansätze über Goethes Kastrationsängste haben auch für die Scene "klassische Walpurgisnacht" ihre Gültigkeit, wie schon gezeigt werden konnte .

Man kann nun suchen, ob sich ein solches Prinzip, eine Walpurgisnacht und ein Walpurgisnachtstraum, auch im Faust 2 wieder findet ,wenn auch vermutlich von Goethe unbewusst so gestaltet. Schliesslich gibt es im Faust II ja auch eine (Klassische) Walpurgisnacht.

Dazu benötigen wir eine Szene die an die ( klassische) Walpurgisnacht direkt angeschlossen ist. Also nur durch einen kleinen Vorhang wie der Walpurgisnachtstraum von der Walpurgisnacht oder etwas aequivalentem z.B. wie durch ein Fenster von dieser nur getrennt. Wir benötigen weiterhin ,Eisslers Interpretation des Titania-Vierzeilers folgend: Hinweis auf Erinnerung, eine Mutterimago, blutigen Untergrund, möglichst blutiges Leinen oder überhaupt Leinen in naher Umgebung, möglichst abends oder nachts , Erwachen und Schock. Und dann Kastrationsängste. Also Angst vor dem Vater,vor dem was folgen wird in der unbewussten Phantasie. Das Ganze möglichst auch noch alles in Goethes Elternhaus in Frankfurt zu finden. Man findet solches nicht sofort, denn einen z.B. Walpurgisnachtstraum am Ende der klassischen Walpurgisnacht gibt es nicht. Aber es gibt dieses, wie oben gesucht, gleich am Anfang der klassischen Walpurgisnacht. Und diese Szenerie ist von der weiteren Szene klassische Walpurgisnacht nur getrennt , wie Mephisto äussert, wie durchs alte Fenster... zu Haus:

MEPH.


44 s.a.Eissler S.360 ff.S.363 ff und S.1334 ff.
45 Tiedemann 2002, Die Klassische Walpurgisnacht scheint gut deutbar als Goethes Maskerade seiner Familie und einiger Erlebnisse im Elternhaus. Des weiteren enthält die Szene Goethes Beschreibung und Darstellung des Ödipuskomplexes, der ihm vorbewußt war. Diesen können wir in den getrennten Wegen von Faust, Homunculus und Mephisto erkennen. Faust ist ein vom Ödipus-komplex getriebener Mann. Homunculus ein vom Ödipuskomplex ge-triebener kleiner Knabe und Mephisto stellt symbolisch auf der Bühne hauptsächlich die Pathologie des ungelösten Ödipuskomplexes des er-wachsenen Mannes dar. Die Szene enthält auch Goethes Entdeckung des Unbewußten und einige seiner Funktionen (symbolisch und im Text durch Mephistos Besuch bei den Phorkyaden), wobei er sich der Originalität dieser Erkenntnis sehr bewußt war.