Faust.
O daß kein Flügel mich vom Boden hebt, Ihr nach und immer nach zu streben! Ich sah' im ewigen Abendstrahl Die stille Welt zu meinen Füßen, Entzündet alle Höhn, beruhigt jedes Tal, Den Silberbach in goldne Ströme fließen. ... Ich eile fort, ihr ewiges Licht zu trinken, Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht, Den Himmel über mir und unter mir die Wellen. ...
Der Realist Wagner ist befremdet:
Wagner.
Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden,
Doch solchen Trieb hab' ich noch nie empfunden. ...
Faust.
Du bist dir nur des einen Triebs bewußt; O lerne nie den andern kennen!
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; ... (WA I, 14, 57)
Dann wieder Depressivität (im Gespräch mit Mephisto)
Faust.
Nur mit Entsetzen wach' ich morgens auf,
Ich möchte bittre Tränen weinen,
Den Tag zu sehn, der mir in seinem Lauf
Nicht Einen Wunsch erfüllen wird, nicht Einen.
Der selbst die Ahnung jeder Lust
Mit eigensinnigem Krittel mindert,
Die Schöpfung meiner regen Brust
Mit tausend Lebensfratzen hindert.
Auch muß ich, wenn die Nacht sich niedersenkt,
Mich ängstlich auf das Lager strecken;
Auch da wird keine Rast geschenkt, ...
Entsetztes Erwachen, traurige Verstimmtheit, Selbstverurteilung und nächtliche Schlaflosigkeit, das Vollbild einer agitierten Depression. Hinzu kommt eine allgemeine Entwertung des Selbst und der Umwelt:
Faust.
Verflucht voraus die hohe Meinung, Womit der Geist sich selbst umfängt! Verflucht das Blenden der Erscheinung, Die sich an unsere Sinne drängt! Verflucht, was uns in Träumen heuchelt, Des Ruhms, der Namensdauer Trug!