Fräulein. Ich sah ihn, wie er zum Schloß hereinreiten wollte, er saß auf einem Schimmel... Er glich dem Kaiser hier, (deutet auf Maximilians Porträt), als wenn er sein Sohn wäre. Die Nase nur etwas kleiner, ebenso freundliche, lichtbraune Augen, ebenso ein blondes, schönes Haar, und gewachsen wie eine Puppe. Ein halb trauriger Zug auf seinem Gesicht - ich weiß nicht - gefiel mir so wohl! (WA I, 8, 59)
Weisungen auf Schloß Jaxthausen freundlich aufgenommen, verliebt sich in Götzens Schwester Maria und verspricht dieser die Ehe.
Er kehrt aber an den Bamberger Hof zurück, hergeschleppt an einem
Seil,
... „aus drei mächtigen Stricken, Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei, gedreht". ...
(WAI, 8, 61)
Er bricht Maria die Treue und heiratet die verführerische Witwe Adelheid von Walldorf. Der Treulose aber wird bald bestraft. Er wird von seiner Frau mit seinem Knappen betrogen und schließlich vergiftet.
Weisungen also, nicht eigentlich schlecht, aber leicht bestimmbar und schwach - ganz im Gegensatz dazu ist Götz der starke Charakter. Er wird geschildert als der Redliche, der die Sache der Bedrängten vertritt, der Kämpfer für das Recht - als Faustrecht verstanden - die große Natur, die nur sich selber lebt, der freie Ritter.
Götz. ... Verkennst den Wert eines freien Rittersmanns, der nur abhängt von Gott, seinem Kaiser und sich selbst! ... (WA I, 8, 31)
Und Goethe über seinen Götz: „Ich dramatisiere die Geschichte eines der edelsten Deutschen, rette das Andenken eines braven Mannes". (Zitiert nach Kayser 1981)
Er ist der Treue, der eine Fehde mit den Nürnbergern beginnt, weil sie seinen Knappen an den Bischof von Bamberg verraten haben, und er ist der Freie im Gegensatz zum Höfling. So stirbt er mit den Worten:
- „Freiheit, Freiheit!"
Die gleichen Charaktere wiederholen sich im „Clavigo". Goethe war sich dessen wohl bewußt. So schreibt er an Schönborn am 1. Juni 1774: „Dann habe ich ein Trauerspiel gearbeitet, „Clavigo", moderne Anekdote dramatisiert mit möglichster Simplizität und Herzenswahrheit; mein Held ein unbestimmter, halb groß, halb kleiner Mensch, der Pendant zum Weisungen im „Götz", vielmehr Weisungen selbst in der ganzen Rund-