heit einer Hauptperson; auch finden sich hier Szenen, die ich im „Götz" um das Hauptinteresse nicht zu schwächen, nur andeuten konnte". (WA IV, 2, 172)
Goethes widerstreitende Empfindungen, die zur Gestaltung der antinomischen Charaktere führten, werden im „Clavigo" auch klar angesprochen:
Carlos ... • Es ist nichts erbärmlicher in der Welt als ein unentschlossener Mensch, der zwischen zweien Empfindungen schwebt, gern beide vereinigen möchte und nicht begreift, daß nichts sie vereinigen kann als eben der Zweifel, die Unruhe, die ihn peinigen. ... (WA 1, II, 103)
Die verlassene Geliebte trägt fast gleichlautend mit Götzens Schwester den Namen Marie und ihr Bruder Beaumarchais wird mit denselben Worten geschildert wie Götz:
Buenco. Mein Herr, Erlauben Sie einem Unbekannten, der den edlen braven Mann in Ihnen beim ersten Anblick erkennt, seinen innigsten Anteil an Tag zu legen, den er bei dieser ganzen Sache empfindet. Mein Herr! Sie machen diese ungeheure Reise, Ihre Schwester zu
retten, zu rächen. ... (WA I, 11, S. 58)
Hier stirbt der treulose Liebhaber dann von der Hand des rächenden Bruders, vielleicht auch das eine Szene, die im „Götz" um des „Hauptinteresses" willen keinen Platz fand.
Nicht unerwähnt bleiben sollte, daß der Bruder in beiden Dramen neben dem treulosen Liebhaber auch noch eine weitere sexuelle Abspaltung besitzt, im „Götz von Berlichingen" in der Gestalt des Franz von Sickingen im „Clavigo" als Buenco.
Werther - Albert, Tasso - Antonio
Der Sensitive und der Lebenspraktische
Die Figurenpaare Werther - Albert in „Die Leiden des jungen Werther" und Tasso - Antonio in „Torquato Tasso" gestalten einen anderen Cha-raktergegensatz.
Von Scholz (1988) wird Werther mit Recht als präpsychotische Persönlichkeit betrachtet. Insbesondere werden die Entgrenzungs- und Ver-schmelzungsphantasien in Werthers Briefen vom 10. Mai und 18. August