Und was sie sonst organisieren ließ, Das lassen wir kristallisieren. [also auf engsten Raum komprimieren, erstarren] […] Was künstlich ist verlangt geschlossnen Raum. (6884) […] Wagner: […] noch niemand konnt’ es fassen, (6893 ff.) wie Seel und Leib so schön zusammenpassen, so fest sich halten, als um nie zu scheiden, und doch den Tag sich immerfort verleiden. [Anm.: die Wirkung des Verdrängten?] Wagner sagt zu Homunkulus: […] du bist ein allerliebster Knabe! (6903)
Die beschriebenen physikalischen Vorgänge in der Szene Laboratorium können Symbol sein für Verdrängung von Angstgefühl, Angst-Komprimierung beziehungsweise Gaskomprimierung bis zur Verflüssigung, Kondensation, Abkühlung, nur kleinen Raum einnehmende Substanz. Dieses wäre hier durch den physikalischen Vorgang der Destillation dargestellt. Ziel ist ein kleiner geschlossener Lebensraum (primärer Dottersack?). Die Idee, Gas zu komprimieren und dabei zu unterkühlen bis zur Flüssigkeit hatten zuerst Joule und Thomsen 1852 (G. Schmidt, 2021), 20 Jahre nach Goethes Tod, der 1832 starb. Unbewusst beziehungsweise vorbewusst bediente sich hier Goethe wohl der ihm damals nur bekannten physikalischen Gesetze. [8] Das Unbewusste, die Psyche aber, kennt offenbar die physikalischen Gesetze, die auf der Erde gelten, unabhängig davon, ob der Mensch diese bereits entdeckt hat. Wir können vermuten, (mit Freud) phantasieren: Der bioanalytische Vorgang, das Gas „Angst“, Angstgefühl, auf engsten Raum zu verdrängen, zu komprimieren (und abzukühlen) und so in den virtuellen, imaginären, früher existent gewesenen primären Dottersack zu verdrängen und einzuschließen, abzukapseln, fand auch in dem Knaben Goethe während
[8] Goethe beschäftigte sich auch mit Gastheorie und führte Experimente vor (O. Krätz, 1998, S. 79).