22:“Alte“) überrascht rücklings stürzte, bewusstlos wurde und in Todesnähe kam. Entsprechend stürzt der Jüngling Euphorion im dritten Akt von „Faust 2“ zu Tode. Germanisten (Emrich, 1965; S. 219) meinen, Euphorion verkörpere die Existenz des jungen Goethe. Ein imaginärer, innerseelischer Kampf oder eine Bedrohung, wie Goethes Bedrohung des Alten (DuW, S. 72) nach Goethes bedrohlichem Sturz in Traum 2, fände sich auch in „Faust 2“ nach Euphorions Tod im vierten Akt entsprechend (Goethes Vater war Kaiserlicher Rat): im Kampf des Kaisers gegen den Gegenkaiser, der imaginär bleibt, nie als Person auftritt, weil der Kampf einen rein innerseelischen Kampf darstellt (gegen Ende von Figuren mit Namen wie für ein Kinderpuppenspiel EILEBEUTE (10783f) und HABEBALD gegen TRABANTEN des Kaisers im Zelt des GEGENKAISERS „gespensterhaft“ 10836, irreal ausgeführt (ist Kaiser-Zelt zudem ein Hinweis auf einen Vorhang und (oder) „Teppich“ wie zweimal bei der Beschreibung des Puppentheaters in „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ erwähnt S.14-18)? KAISER:
Hat sich in unsern Kampf auch Gaukelei geflochten,
Am Ende haben wir uns nur allein gefochten. (10857 f.) [3] (Tiedemann 1986, S. 227f., 233, u.s. unten.).
E ) K. R. Eissler (1983; S. 352) vermutet durch beeindruckende Interpretation des sogenannten Titania-Vierzeilers, dass Goethe als Kind nachts (im väterlichen Bett) neben seiner Mutter erwachte und diese offenbar menstrual geblutet hatte. Goethe habe dies unbewusst interpretiert als Ergebnis eines nächtlichen Kampfes des Vaters mit der Mutter. Auch dieses von Eissler postulierte Ereignis und die dazugehörigen intrapsychischen Vorgänge finden in der Faust-Dichtung vermutlich Gestaltung: 1. in den Walpurgisnächten (Eissler; 1983, S. 364 f.; Tiedemann, 2010, S. 16 ff.); 2. auch im 2. Akt von „Faust 2“, „Gotisches Zimmer“ (s.u.), und 3. im „Laboratorium“ (Regie nach 6903); in beiden Szenen ist Faust im Hintergrund nur hingestreckt auf „altväterischen Bette“ (s. 2. Akt „Faust 2“ nach 6565), von Helena „paralysiert“ (6568), mit anwesend; 4. besonders in der „klassischen Walpurgisnacht“: Beginn mit Erichtho, einer Mutterimago die an die grauenvollste Nacht (7011) erinnert, in der „der Boden vergoßnen Blutes Wiederschein“ (7026) haucht (Tiedemann, 2002, S. 337 ff.; 2010, S. 18–21;u.s.u.).
[3] Hervorhebung durch Verf.: Pluralis Majestatis und Traum-Hinweis.