Alfons.

So ist er oft um meine Gunst besorgt Weit mehr als es ihm ziemte; gegen viele Hegt er ein Mißtraun, die, ich weiß es sicher, Nicht seine Feinde sind. Begegnet ja Daß sich ein Brief verirrt, daß ein Bedienter Aus seinem Dienst in einen andern geht, Daß ein Papier aus seinen Händen kommt, Gleich sieht er Absicht, sieht Verräterei Und Tücke die sein Schicksal untergräbt. (WAI, 10, 117)

Dabei ist er maßlos in seinem Streben. Am Tage3 da er mit dem Lor-beerkranz des Dichters geehrt wird3 träumt er vom Ruhm des Feldherrn, möchte Heros und Dichter sein:

Tasso.

Wie gleiches Streben Held und Dichter bindet Homer vergaß sich selbst, sein ganzes Leben War der Betrachtung zweier Männer heilig, Und Alexander in Elysium Eilt den Achill und den Homer zu suchen. ...

und wenig später:

Tasso.

Unsicher folgen meine Schritte dir, O Fürstin, und Gedanken ohne Maß Und Ordnung regen sich in meiner Seele. ... (WA I, 10, 136)

Im Gegensatz zu diesem Träumer steht Antonio, ein Mann, der im Lebenspraktischen aufgeht. Tasso sieht sehr wohl den Gegensatz und seine Defizite.

Tasso.

Wie lehrreich wäre mir sein Umgang, nützlich Sein Rat in tausend Fällen! Er besitzt, Ich mag wohl sagen, alles was mir fehlt. (WAI, 10, 143)

Die Ich-Spaltung wird von Leonore expressis verbis beschrieben.

Leonore. ...

Zwei Männer sind's, ich hab es lang gefühlt,
Die darum Feinde sind, weil die Natur
Nicht einen Mann aus ihnen beiden formte. ...
(WA I, 10, 174)

201