Goethe schreibt in DuW bezüglich (seiner) Erinnerungen: „ Wenn man sich erinnern will, was uns in der frühesten Zeit der Jugend begegnet ist, so kommt man oft in den Fall, dasjenige, was wir von andern gehört, mit dem zu verwechseln, was wir wirklich aus eigner anschauender Erfahrung besitzen. Ohne also hierüber eine genaue Untersuchung anzustellen, welche ohnehin zu nichts führen kann , bin ich mir |bewußt, daß wir in einem alten Hause wohnten…“ (DuW, S.15).
Hier kann man bemerken, wie Goethe, der Reinecke Fuchs der Dichtkunst, den Leser in Sicherheit wiegt. Im Gegensatz zum obigen Satz, dass eine genaue Untersuchung ohnehin zu nichts führen kann und er diese auch nicht anstelle, hat Goethe sich lebenslang mit seinen Erinnerungen an seine Kindheit beschäftigt, sich um genaue eigene Erinnerung intensiv bemüht. Er hat in dem Bemühen sogar versucht zu ergründen, wie Erinnerung funktioniert s.u..
Goethe: „Es ist ein angenehmes Geschäft, die Natur zugleich und sich selbst zu erforschen, weder ihr noch seinem Geiste Gewalt anzutun, sondern beide durch gelinden Wechseleinfluß miteinander ins Gleichgewicht zu setzen“ (zit. n. v. Engelhardt, Goethe als Naturforscher, 2024. S. 24; Goethe, MAXIMEN U REFLEXIONEN). Goethe gibt mehrfach Hinweise darauf im Text des FAUST, so z.B. schon im Text der ZUEIGNUNG, zu Beginn des FAUST1, dieser ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es um Erinnerungen im FAUST gehen wird (hier nur Zeilen-Auszüge):
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
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Faust-Ödipus-Odysseus-Goethe bzw. Faust spielt mehrere Rollen nach in der FAUST-Dichtung z.B. Ödipus und Odysseus im FAUST2. Entsprechend Ödipus steht Faust zunächst vor den Sphinxen (s. a. Schöne 1994, 536, 539):
Faust herantretend...
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Vom frischen Geiste fühl' ich mich durchdrungen,
Gestalten groß, groß die Erinnerungen. (7190)