Im FAUST Hinweise auf: Hypothese zur psychogenen Zellteilung, Persönlichkeitsspaltung, Wiederholungszwang und Todestrieb .

Dr.med. Rolf Tiedemann, 6-April-2025 „Ohne metapsychologisches Spekulieren und Theoretisieren = beinahe hätte ich gesagt: Phantasieren = kommt man hier keinen Schritt weiter“ (Freud, S., SE 23, 1937c, S. 225) . Dieses Zitat von Freud kann für den ganzen vorliegenden Aufsatz gelten aber insbesondere für die folgenden Seiten.

Denkmodell 1

Freud schreibt:

„Was nun folgt ist Spekulation, oft weitausholende Spekulation, die ein jeder nach seiner besonderen Einstellung würdigen oder vernachlässigen wird“ (1920g, SE 17, S. 153).

In KINDHEITSERINNERUNGEN IM FAUST wurde schon vermutet, dass eine Persönlichkeitsspaltung durch Regression auf Zellebene und dann ungeschlechtliche Teilung, mit dem Zwilling als Ergebnis, am einfachsten zu denken ist. Es bliebe dann zu phantasieren, wie die Zellteilung läuft, mit welchem Ergebnis, was der neue Behälter, Container beinhaltet, die durch Teilung bzw. Abspaltung entstandene Persönlichkeitszelle bzw. pathologische-Persönlichkeit, in Goethes hypothetischem Falle Mephisto? Wo gibt es eventuell in der genialen FAUST-Dichtung diesbezüglich einen auffälligen Hinweis? Der Walpurgisnachtstraum fällt sofort auf. Betrachtet man eine Szene als eine Art „Behälter, Container“, so wird deutlich:

Die Szene hat 44 vierzeilige Verse, das heißt 44 „läppische“ (A. Schöne, Komm., S. 362), kindlich wirkende Verse („[…] gehört […] nicht zum eigentlichen Notwendigen“; s. Schöne, S. 362). [1] Der Traum ist aber eine Skizze, eine Wiederholung und quasi unvollständige Kopie


[1] Schöne schlägt sogar vor, den Walpurgisnachtstraum aus der Faust-Dichtung zu streichen (A. Schöne, 1982b, S. 215); ähnlich Beutler (1977b, S. 767).