sollst du erwachend bald für alle deine Sünden
Eissler sieht die Menstruation als latenten Kern des Stückes und meint in Bezug auf Goethe, der Traum-Vierzeiler könne bedeuten: „[…] es ist nicht wahr, dass ich jemals aus dem Schlaf erwachte und zu meinem Entsetzen (Trauma-E) bemerkte, dass meine Mutter blutete.“ [30] Eissler interpretiert, dass u.a. Goethes Kastrationsängste in der Walpurgisnacht und in dem Walpurgisnachtstraum dichterische Gestaltung fanden. Der Walpurgisnachtstraum stellt vermutlich zusätzlich etwas literarisch Besonderes dar, abgesehen von der Hommage an Goethes Kinderpuppentheater, also einen Dank an seine Großmutter: Er ist eine Skizze von dem, was gerade gesehen wurde, nämlich von der Walpurgisnacht. Er ist eine literarische Skizze, wie eine Zeichenskizze und damit eine Wiederholung der Walpurgisnacht in reduzierter Form.
Zur Hypothese der psychogenen Zellteilung, Persönlichkeitsspaltung, Wiederholungszwang und Todestrieb : „Ohne metapsychologisches Spekulieren und Theoretisieren = beinahe hätte ich gesagt: Phantasieren = kommt man hier keinen Schritt weiter“ (Freud, S., SE 23, 1937c, S. 225) . Dieses Zitat von Freud kann für den ganzen vorliegenden Aufsatz gelten. S. Freud schreibt: |
[30] Deutlichen Bezug zum Titania-Vierzeiler-Inhalt, entsprechend Eisslers Interpretation (Trauma-E) gut interpretierbar, zeigt der Beginn „der klassischen Walpurgisnacht“ mit dem Monolog der Erichtho, einer Mutterimago nachts auf blutgetränktem (7026) Untergrund (Tiedemann, 2010, S. 16–21, insbesondere S. 19). Es ist die Anfangsszenerie der klassischen Walpurgisnacht (Finsternis). Gleich zu Beginn der Szene, nach Öffnung des Theatervorhanges (entsprechend einem Augenöffnen?), wird der Zuschauer mit dieser Szene (Der Mond […] hell (7031)) konfrontiert, überrascht, schockiert: sie wird als
„Schauderfeste dieser Nacht“, (7005) „der Boden haucht vergoßnen Blutes Wiederschein“ (7026), beschrieben.
Das Ganze ist laut Text offenbar eine Erinnerung, nämlich „Nachgesicht der sorg- und grauenvollsten Nacht“ (7011) und somit ebenfalls eine Wiederholung der Thematik (Trauma-E; s. a. Tiedemnn, 2002, S. 337 ff.).