nünftig lacht, in Traumgespinst verwickelt uns die Nacht." Der Text deutet den Morgen und ein erst bevorstehendes Erwachen an (vgl. v. Wiese, S. 162). Dazu 11686: „unwillkommnen Tag" und 11890: „Morgenwölkchen".

Aus Gründen der Kürze erfolgt nur eine knappe Interpretation des ersten bis dritten Aktes:

Erster Akt: Die erste Szene könnte zugleich die Gebrauchsanweisung und Schlußbetrachtung sein. Sie enthielte u. a. das Haupträtsel und Goethes Betrachtungen über Träume, für deren symbolische Substanz er vielleicht den Regenbogen wählte (4723 ff): „bald reingezeichnet, bald in Luft zerfließend, ... der spiegelt ab das menschliche Bestreben. Ihm sinne nach und du begreifst genauer: Am farbigen Abglanz haben wir das Leben." Der erste Akt könnte die Ausarbeitung des Traum 1 dar­stellen; er endet analog mit dem Helena-Paris-Thema. Faust wird be­wußtlos (Interpretation siehe oben).

Zweiter Akt: Mommsen und Schadewaldt sehen Teile des zweiten Aktes als „psychische Kur" („Asklepische Kur", 7487) zur Helena-Paris-Szene gehörend (Mommsen, S. 110; Schadewaldt, S.280). Weite Teile, z.B. auch die Szene im „Laboratorium", wo Humunkulus entsteht, deutbar als Symbol eingeschlossenen Lebensgefühls, lassen allerdings an - fast könnte man sagen: symbolisch dargestellte - Verdrängung den­ken. Des weiteren wäre u. a. Fausts Suche nach einer Mutterimago, Helena, dargestellt (Scholz, S. 159).

Dritter Akt: Er könnte die hauptsächlichste Ausarbeitung des Traum 2 darstellen. Der vielleicht intrapsychische Weg, den Helena, Chor und Phorkyas gehen, enthält am Ende andeutungsweise die in Traum 2 beschriebenen Ortshinweise (9123 f): „dunkelgräulich ... Mauern ... Hof ...". Entsprechend dem Traum 2 kämen auch die Kisten vor (Regie nach 9272): „Linkeus mit einer Kiste ...", und die Spielfigurenschlacht: Helena ist in Begleitung eines Chores, Faust von Heerführern. Dazu Regie nach 9441: „Explosion ... Heereskraft". Man kann darin das Amazonen- bzw. Achillesheer sehen. Dann entsprechend Goethes Tanz mit Alerte (Regie nach 9754): „Euphorion und Chor tanzend ...". Es folgt der Streit mit Alerte, dem „Mädchen" (9794 ff). Bevor Eupho-

rion stirbt, spricht er Worte, die vielleicht auf das Entsprechende in Traum 2 weisen (9861 u. 9884 ff). Man kann darin Hinweise auf das Geschehen in Traum 2 entdecken wie z. B. das Donnern der Geschütze, das Meer anstelle des Kanals und Heere entsprechend Amazonen- bzw. Achillesheer. Euphorion stirbt im „schattigen Hain", entsprechend dem Geschehen in Traum 2, nachdem er durch die Lüfte stürzt, in Gegenwart einer Vaterimago, Faust. Goethe erwähnte, daß, während er 1768 todkrank war, seine Mutter in der Bibel (Jeremia 31,5) Trost fand: „... man wird Weinberge pflanzen ...". Das mag erklären, daß Goethe als Hoffnungssymbol für das Ende des dritten Aktes ein Bacchusfest wählte.

Meinte Goethe, als er sich „der neueren Symbolik treuer Schüler" nannte, die Traumsymbolik (vgl. v. Wiese, S. 148)?

Zusammenfassung

Schadewaldt vermutete 1959, daß Goethe das Knabenmärchen „Der neue Paris" zum Faust II ausgearbeitet haben könnte. Es scheint denkbar, daß Goethe bereits Prinzipien der Traumarbeit erkannt und zur Ausarbeitung des Knabenmärchens zum Faust II angewendet haben könnte. Möglich wäre, daß Goethe den Faust II zugleich in seinem Geburtshaus in Frankfurt gleichnishaft hat spielen lassen. Im Märchen vorkommende Ortsbeschreibungen, die auf sein Geburtshaus weisen könnten, sind ebenso wie Handlungsabläufe des Märchens im Faust II in gleicher Abfolge wiederzuerkennen, wobei Prinzipien von Traumarbeit Anwendung gefunden zu haben scheinen.

Summary

In 1959, Schadewaldt proceeded on the assumption that Goethe might have elaborated ,The new Paris' - a fairy-tale out of „Dichtung und Wahrheit" - into Faust IL

It seems to be conceivable that Goethe may already have discovered principles of the analyses of dreams and have employed them for the

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