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Zur Entstehung des Walpurgisnachtstraumes und Sinn oder Nichtsinn desselben ist viel geschrieben worden. Das wiederzugeben reicht ein Buch nicht aus. 28

Albrecht Schöne 29 meint sogar den Walpurgisnachtstraum solle man ganz weglassen und er macht tatsächlich Vorschläge wie man den Faust verbessern könne!!

Kritiker und Kommentatoren der Scene hatten schon festgestellt, dass die Reime von nur mäßiger dichterischer Qualität 30 oder fraglich beabsichtigte läppisch dilettantische Verse seien .Goethe sagt selbst in der Walpurgisnacht erklärend, dass die Verse von Dilettanten geschrieben worden seien, Dilettanten würden das Theaterstück auch spielen.

Der Walpurgisnachtstraum stellt meines Erachtens zusätzlich etwas literarisch Besonderes dar außer, dass er eine Homage an Goethes Kinderpuppentheater ist. Er stellt eine Skizze dar von dem, was gerade gesehen wurde, nämlich von der Walpurgisnacht. Er ist sozusagen eine literarische Skizze, keine Zeichenskizze. 31

NORDISCHER KÜNSLER


28 Beutler meint, der Walpurgisnachtstraum sei keine Fortsetzung sondern eine Zeitsatire, die mit der Faust Dichtung nichts zu tun habe (Beutler Faust,Kommentar.1977, S.767).
29 Schöne meint: „durch eine Reihe motivischer und figuraler Entsprechungen wurde es locker angebunden an die Walpurgisnacht, die ihrerseits eine Reihe ähnlich zeitsatirischer, allegorisch typenhafter Figuren aufgenommen hat (GENERAL, MINISTER, PARVENÜ, AUTOR und PROKTOPHANTASMIST). Aber der dramatischen Kraft und der Sprachgewalt der eigentlichen Walpurgisnacht Scene halten diese einigermaßen läppischen (absichtsvoll?) dilettantischen Verse nicht stand.“ (Schöne 2005, S.362f)Die Bemühungen der Interpreten, das zu entkräften und den Walpurgisnachtstraum als einen folgerichtigen und notwendigen, ja geradezu unentbehrlichen und organischen Bestandteil der Faust Dichtung darzustellen, hätten kein Ende genommen, (Schöne 2005,S. 362f).
Schöne macht sogar den Vorschlag den Faust zu verbessern (siehe oben), er schlägt vor die "hahnebüchene"( so Schöne 1982 S.175) Einladung ins Dilettanten Theater ganz zu streichen und auch sogar den ganzen Walpurgisnachtstraum und auch Teile der Walpurgisnacht: PROKTOPHANTASMIST und die (meines Erachtens auch als Selbstironie Goethes deutbaren s.o.) Typen GENERAL, MINISTER usw.(Schöne 1982 S.175 u.Schöne 1994 ).
Die dreibändige Reclam Ausgabe 1999, Kommentar von Gaier, bemüht sich um Werktreue. Gaier meint, dass Schönes Vorschlag und Verfahren nicht zulässig sei, die Texte nach Schönes Vorschlag ineinander zu schieben sei nicht statthaft, zumal Goethe ein Schema hinterlassen hat, in dem Satans Rede "nach dem Intermezzo" (Goethe) platziert sein sollte. Das würde nach Gaier bedeuten, dass auch wenn Goethe alle Stellen ausgeführt hätte, der Walpurgisnachtstraum weiterhin Bestandteil des Faust und an der gleichen Stelle gewesen wäre (Gaier, Kommentar I, S.454f).So auch Jochen .Schmidt.S.192.Gaiers Darlegungen überzeugen und passen gut zur psychoanalytischen nachfolgenden Interpretation und meines Erachtens auch zur Goetheschen Vorgehensweise der Konstruktion der Einleitung (bzw. Einladung) und Ausführung der Scene Walpurgisnachtstraum .
30 s.K.Richter u. H.G.Göpfert Kommentar S.1041
31 Hierzu passt Goethes Bemerkung während seines 2.Romaufenthaltes am 21.Dez.1787 in Rom:
Daß ich zeichne und die Kunst studiere, hilft dem Dichtungsvermögen auf, statt es zu hindern; denn schreiben muß man nur wenig, zeichnen viel.(Italienische Reise Goethe-HA Bd. 11, S. 446).