interpretierbar. Innerhalb des Traum 2 spielt ein Brunnen keine Rolle, nur am Ende ist einer als „Merkzeichen" aufgezählt (S. 64). Goethe beschreibt aber, bevor er in DuW das Märchen erzählt, zwei Brunnen in Frankfurt, in deren Nähe jeweils Linden standen (S. 26 f). Zu Beginn des Traum 2 konnte Goethe gleich hinter der Mauer Linden sehen (S. 54). Des weiteren kam Goethe am Fuß einer Linde wieder zu sich (S. 62). Es könnte „Linde" ein Ortshinweis für „Brunnen" sein, desgleichen ein „schattiger Hain". Traum 2 enthält einen offenen Raum: einen Garten, umgeben von einer Mauer, vielleicht entsprechend Hof? Das Gartengebäude könnte dem Zimmer aus Traum 1 entsprechen. Beide sind dreidi­mensional durch Mauern begrenzt im Gegensatz zum Garten.

Die Träume enthalten eine Zeitangabe: „Schulknaben" (S. 54). Personen in Traum 1: Goethe, Merkur als eine „Abspaltung" Goethes, drei Frauen und das „Mädchen" Alerte.

In Traum 2: Goethe, die drei Frauen, Alerte und der „Alte", der Pförtner (S. 54).

Sarasin deutete den „Alten" als Goethes Großvater (Sarasin, S. 371). Goethe beschreibt auf S. 13 f seinen Vater, auf S.39 seinen Großvater. Ähnlichkeiten mit der Kleidung des Pförtners sind bei beiden vorhanden (vgl. Scholz, S. 161). Bereits Freud wies auf eine Beziehung zwi­schen „Laertes", dem Großvater (S.39) und Alerte (Sarasin, S.369). Goethe nennt auf S. 14 seinen Vater „der Alte", so daß der Alte (S. 54) als Vaterimago interpretierbar ist. Wie bereits Sarasin deute ich Alerte zugleich auch als Goethes Schwester Cornelia.

In bedrohlichen Situationen befindet sich Goethe in Traum 2 mehr­fach. Die Situationen, in denen Goethe durch den Alten bedroht wurde, und der Moment, in dem Goethe durch die Luft stürzte, scheinen zu demselben Geschehen gehörend.

Als wesentliches bliebe dann: Goethe mit einem Mädchen, wechselseitige Neigung, Auseinandersetzung, ein Kuß, Sturz und „Betäubung" Goethes, Bedrohung durch eine Vaterimago.

Vielleicht findet sich in Traum 2 die Trias: Cornelia-Goethes Vater-Goethe wieder, die Eissler in Iphigenie-Thoas-Orest zu erkennen meint (Eissler, dt., S. 380).

Diese Trias sowie eine ähnliche Handlung und Symbolik könnten

22. Höfchen des Goethehauses
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